This image is the cover for the book Der Kaiser, Classics To Go

Der Kaiser, Classics To Go

Excerpt: "Die Morgendämmerung war geschwunden, die Sonne des ersten Dezembers im Jahre 129 nach der Geburt des Heilands aufgegangen, aber sie wurde von milchweißen Dünsten verhüllt, die dem Meere entstiegen. Es war kalt. Der Kasius, ein Berg von mittlerer Höhe, steht auf einer Landzunge der Küste zwischen dem südlichen Palästina und Ägypten und wird an seiner Nordseite vom Meere bespült, das heute nicht wie an anderen Tagen in leuchtendem Ultramarin schimmert. In finsterem Schwarzblau bewegen sich langsam seine ferneren Wogen, die näheren aber sind völlig anders gefärbt und schließen sich in trübem, grünlichem Grau an ihre dem Horizont benachbarten Schwestern wie staubiger Rasen an dunkle Lavaflächen. Der Nordostwind, der sich nach dem Aufgang der Sonne erhoben hatte, begann lebhafter zu wehen, milchweißer Schaum zeigte sich auf den Häuptern der Wellen, diese aber schlugen heute nicht wild und kräftig den Fuß des Berges, sondern wälzten sich mit unabsehbar langen gekrümmten Rücken träge zu ihnen heran, als bestünden sie aus schwerem geschmolzenen Blei. Dennoch spritzten leichte und helle Tropfen auf, wenn sie eine Schwungfeder der Möwen berührte, die unruhig und als triebe die Angst sie hierhin und dorthin, scharenweise mit schrillem Gekreisch über dem Wasser schwebten."

Georg Ebers

Georg Moritz Ebers (* 1. März 1837 in Berlin; † 7. August 1898 in Tutzing) war ein deutscher Ägyptologe und Schriftsteller. Mit seinen historischen Romanen und populärwissenschaftlichen Büchern trug er zur großen Popularität der Ägyptologie im ausgehenden 19. Jahrhundert bei. Georg Ebers entstammte dem Berliner jüdischen Großbürgertum. Beide Eltern waren zum Christentum konvertiert. Ebers wurde von seiner Mutter nach Keilhau bei Rudolstadt in die dortige Knabenerziehungsanstalt geschickt. Da dort keine Abiturprüfungen abgenommen wurden, besuchte er ab 1852 das Gymnasium in Cottbus. Aufgrund seiner Beziehung zu einer Schauspielerin musste er das Gymnasium verlassen und konnte sein Abitur erst 1857 in Quedlinburg machen. Ebers studierte zunächst Rechtswissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen, wo er sich dem Corps Saxonia anschloss. Bald interessierte er sich mehr und mehr für das alte Ägypten.[1] Sein Lehrer in der Beschäftigung mit den Hieroglyphen war Richard Lepsius. 1865 habilitierte sich Ebers in Jena und wurde Privatdozent, 1869 a. o. Professor für Ägyptologie. 1870 als a. o. Professor nach Leipzig berufen, erhielt er 1875 den Lehrstuhl. Seit 1876 schwer erkrankt, wurde er, nachdem sich zudem eine seit 1887 bestehende linksseitige Stimmbandlähmung nicht besserte und ihn an der Durchführung von Vorlesungen hinderte, auf eigenen Wunsch 1889 vorzeitig emeritiert. Seinen Lebensabend verbrachte er in München. 1869/70 und 1872/73 führte Ebers zwei Forschungsreisen nach Ägypten durch, auf denen er den nach ihm benannten Papyrus Ebers erwarb, ein umfangreiches medizinisches Handbuch aus der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. (jetzt in der Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek Leipzig). 1895 wurde Ebers in die Königlich Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Er war zudem Mitglied der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. (Amazon)

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