This image is the cover for the book Novellen vom Gardasee, Classics To Go

Novellen vom Gardasee, Classics To Go

Auszug: "Dass vor mehr als hundert Jahren, genauer gesagt am 11. September 1786, der Gardasee entdeckt worden ist, von keinem Geringeren als unserem größten Dichter, weiß Jeder, der Goethe’s »Italienische Reise« gelesen hat. Freilich ging es mit dieser Entdeckung wie mit mancher anderen, die für den Kulturfortschritt der Menschheit noch wichtiger war: sie wurde bald wieder zugedeckt, noch ehe die Welt so recht von ihr erfahren hatte; wie eine Quelle, die frisch zu Tage dringt, ein Weilchen fortfließt, dann aber bald von lockerem Erdreich wieder aufgesogen wird. Denn obwohl Goethe den Gardasee »eine herrliche Naturwirkung«, »ein köstliches Schauspiel« genannt, und von dem, was jetzt Riviera heißt, der Strecke zwischen Gargnano und Salò, erklärt hatte, »keine Worte drücken die Anmut dieser so reich bewohnten Gegend aus«, war von dem Zauber des alten Benacus, von dem schon Virgil gerühmt hatte, dass »seine Brandung wie Meereswogen rauscht und braus’t«, das folgende Jahrhundert hindurch unseres Wissens kaum die Rede. Manzoni’s »Verlobte« und Torwaldsen’s »Alexanderzug« hatten den Comersee interessant gemacht, die Borromeischen Inseln lockten große Fremdenschwärme in ihre Gärten, und die Schlacht von San Martino war geschlagen worden, ohne dass Sieger und Besiegte für den zauberhaften Ausblick nach dem Monte Baldo hinauf Augen und Sinn gehabt hätten."

Paul Heyse

Paul Johann Ludwig Heyse, ab 1910 von Heyse (* 15. März 1830 in Berlin; † 2. April 1914 in München) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Neben vielen Gedichten schuf Heyse rund 180 Novellen, acht Romane und 68 Dramen. Heyses Biograf Erich Petzet rühmte die „Umfassenheit seiner Produktion“. Die Ausgabe der Werke, die Petzet 1924 besorgte, umfasst drei Reihen von je fünf Bänden, von denen jeder rund 700 Seiten zählt (darin sind nicht alle Werke enthalten). Der einflussreiche Münchener „Dichterfürst“. Heyse pflegte zahlreiche Freundschaften und war auch als Gastgeber berühmt. Theodor Fontane glaubte 1890, dass Heyse seiner Epoche „den Namen geben“ und ein „Heysesches Zeitalter“ dem Goetheschen folgen werde. 1910 wurde Heyse als erster deutscher Autor belletristischer Werke mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

OTBeBook Publishing