Auszug: "Ein köstlicher Septembertag! – Der Himmel spannt sich weit und fleckenlos über die Ebene in einem wunderlichen Farbengemisch von Grau und Blau, welches trotz seiner Klarheit aussieht, als zittere ein ganz feiner Dunstschleier darüber hin. Nach dem Horizonte zu färbt sich derselbe gelblich. – Über den Stoppelfeldern schwirren die Lerchen und Staare, schwankt hie und da noch eine nachgewachsene Kornblume wie ein treues Sternchen, welches über dem Grab des Sommers Wache hält. – Ein paar gelbe Lupinenäcker ziehen sich wie ein Teppich mit grell abstechendem Rand noch an dem flachen Hügel empor, und seitwärts liegen in graubraunen Schwaden die gemähten Erbsen, in deren starrem Stroh es geheimnisvoll raschelt, wenn ein eiliges Feldmäuslein hindurch huscht. – Der Wald, welcher sich jenseits der Chaussee mit kurzen Unterbrechungen hinzieht, hat sich nur wenig gefärbt. Ein paar Eichenwipfel schauen wie gebräunte Gesichter über die junge Tannenschonung, und die Linden an der Fahrstraße streuen vereinzelte gelbe Blätter; zeitweise ragt wohl auch ein Birkenbäumchen mit falbem Laub aus dem unverändert tiefschattigen Buchengrün."
Nataly (Natalie) Auguste Karline Amalie Hermine von Eschstruth (Ehename: Nataly von Knobelsdorff-Brenkenhoff) (* 17. Mai 1860 in Hofgeismar, Kurfürstentum Hessen; † 1. Dezember 1939 in Schwerin, Mecklenburg) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der beliebtesten Erzählerinnen der wilhelminischen Epoche. Sie schildert in ihren Unterhaltungsromanen in eingängiger Form vor allem das Leben der höfischen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Anschauung kannte.