This image is the cover for the book Der Sohn seines Vaters und andere Novellen, Classics To Go

Der Sohn seines Vaters und andere Novellen, Classics To Go

Auszug: "Der schönste Frühlingstag leuchtete über der Küste von Bordighera. Die schlanken Wedel der Palmen und die Wipfel der Olivenhaine schauerten in der mild durchsonnten Luft, da über die weite See ein frischer Morgenwind heraufkam, der die hohen, dürren Blütenstengel der Agaven leise hin und her schwanken machte. Himmel und Erde blauten in die Wette, und aus dem Grün der Orangen- und Citronengärten, in das schon die ersten Pfirsichblüten ihren röthlichen Schimmer mischten, blickten die weißen Mauern der Villen friedlich träumend hervor, als horchten sie auf das eintönige Rauschen der Brandung, das von unten heraufdrang. Noch war es so früh im Jahr, daß auch die Kaktus- und Aloewildniß auf den Gartenmauern und die üppig wuchernden, tief herabhängenden Geflechte der Hauswurz nicht, wie im Hochsommer, vom Staube gepudert erschienen, sondern ihre fetten, blanken Triebe in der Sonne spiegelten. Dazu eine tiefe Stille ringsum, kaum hie und da ein Vogelruf und nur in langen Zwischenräumen der Pfiff einer Locomotive, die einen Wagenzug unten am Meer an diesen gesegneten Gefilden vorbeischleppte."

Paul Heyse

Paul Heyse war ein deutscher Schriftsteller, der am 15. März 1830 in Berlin geboren wurde und am 2. April 1914 in München starb. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts und erhielt im Jahr 1910 den Nobelpreis für Literatur. Heyse wurde in eine wohlhabende Familie hineingeboren und erhielt eine umfassende Bildung. Er studierte zunächst Jura in Berlin, wandte sich jedoch schnell der Literatur zu. Schon früh begann er Gedichte und Novellen zu veröffentlichen und wurde in den literarischen Kreisen seiner Zeit bekannt. Heyse schrieb in verschiedenen Genres, darunter Romane, Novellen, Dramen und Gedichte. Seine Werke zeichnen sich durch einen eleganten Stil, eine präzise Beobachtungsgabe und eine feine psychologische Darstellung aus. Er war ein Vertreter des poetischen Realismus und des Bürgerlichen Realismus. Besonders bekannt wurde Heyse für seine Novellensammlungen, in denen er das Leben der einfachen Menschen einfühlsam und realistisch darstellte. Einige seiner bekanntesten Werke sind "L'Arrabbiata", "Kinder der Welt" und "Im Paradiese". Er war auch als Übersetzer tätig und übertrug unter anderem Werke von Dante, Cervantes und Shakespeare ins Deutsche. Heyse war ein angesehener Schriftsteller seiner Zeit und wurde vielfach ausgezeichnet. Neben dem Nobelpreis erhielt er auch den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste sowie den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Paul Heyse verbrachte einen Großteil seines Lebens in München, wo er an der Ludwig-Maximilians-Universität lehrte. Er war mit vielen bedeutenden Künstlern und Schriftstellern seiner Zeit befreundet, darunter Theodor Fontane und Gottfried Keller. Mit dem Aufkommen des Naturalismus geriet Heyse jedoch in literarische Konflikte und geriet in den Schatten anderer Autoren. Dennoch hinterließ er ein umfangreiches literarisches Werk, das seinen Platz in der deutschen Literaturgeschichte sicher hat.

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