Auszug: "Die Steinbronner hatten seitdem wie andere Christenmenschen auch geglaubt, nur die vielfältigen Laster der Irdischen stammten aus des leidigen Teufels Arsenal. Erst Samuel Dorn, der ortsfremde, kürzlich zugewanderte Schneider, brachte sie auf die Vermutung, daß auch manches, was man landläufig als Tugend bezeichnete, finsterer Herkunft sein müsse und seine feinsten Würzelchen in jene Regionen senke, wo aus Pech und Schwefel der glänzende Asphalt gekocht wird für den breiten Weg, der zur Verdammnis abführt. Ging es nicht mit dem Teufel zu, wenn dieser wortkarge, verhutzelte, alte Schneider nie und nie die Geduld verlor, es mochte ihm so hundemiserabel gehen, als es nur wollte? Ging's nicht mit dem Teufel zu, wenn Samuel Dorn gelassen blieb, selbst wenn sein gelbgesichtiges Weib mit den stechenden Vogelaugen tagelang müßig im Bett lag und den alten Ehegatten Wasser tragen, Feuer anmachen, Suppe kochen, ja die ärmliche Wäsche waschen ließ, ohne sich zu rühren?"
Auguste Supper (* 22. Januar 1867 in Pforzheim als Auguste Luise Schmitz; † 14. April 1951 in Ludwigsburg) war eine deutsche Schriftstellerin. Auguste Supper war zu Lebzeiten eine vielgelesene Autorin; vor allem ihre seit 1936 im C. Bertelsmann Verlag erschienenen Bücher erzielten hohe Auflagen, da sie inhaltlich der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen. Die Autorin erhielt 1918 die Große Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft der württembergischen Krone und 1924 den Ebner-Eschenbach-Preis. In Anerkennung ihrer ideologischen Unterstützung war sie seit 1935 Ehrensenatorin der Reichsschrifttumskammer. In einer öffentlichen Veranstaltung ehrte die Stadt Pforzheim die anwesende Supper anlässlich ihres 70. Geburtstages als eine „Dichterin von deutscher Art, deutscher Liebe und deutscher Treue“; die Glückwünsche klangen aus in ein „Sieg-Heil auf Führer, die Dichterin und auf Volk und Vaterland.“ 1938 wurde sie Mitglied des neu gegründeten Schwäbischen Dichterkreises und 1942 schließlich mit dem Schwäbischen Dichterpreis ausgezeichnet. Suppers 1937 unter dem Titel Aus halbvergangenen Tagen erschienene Memoiren standen 1946 auf der ersten in der Sowjetischen Besatzungszone herausgegebenen „Liste der auszusondernden Literatur“. In Ludwigsburg und Korntal wurde 1954 eine Straße nach der Schriftstellerin benannt, später auch in Calw (1963) und Pforzheim (1975).