Auszug: "Dem Ufer einer herrlich und verlassen prangenden, von Gebirgen überhöhten Insel im südlichen Teil des Stillen Weltmeers näherten sich eines Tages mehrere Boote, als die Sonne grade im Mittag brütete. Es waren insofern merkwürdige Boote, als sie nicht von dunklen Männern dieses von uns so entfernten Weltteiles, sondern von europäisch gekleideten Damen dicht besetzt waren und gerudert wurden. Das Ganze sah einer Lustfahrt nicht unähnlich, zumal die Fahrzeuge im Zickzack gingen und unter immer erneutem scheinbar heiteren Kreischen ihrer Insassen oftmals den Kurs wechselten, was auf übermütige Hände am Steuer zu deuten schien. Nun war es aber durchaus nicht Vergnügen, was diese Fahrt verursacht hatte, die Gott sei Dank bei einer vollkommen ruhigen See vor sich ging, sondern die Boote waren Rettungsboote, und die Damen waren Schiffbrüchige. Man landete endlich in einer kleinen Bucht, nachdem man unter viel Gekreisch und Geschnatter eine geringe Brandung bewältigt hatte, mit einem unendlichen Durcheinander von Lauten der Freude, der Angst, der Besorgnis, der Zärtlichkeit, des Protestes oder der Ermutigung. Und endlich hatten weit mehr als hundert Paar kaum ein wenig durchnäßte Weiberschuhe glücklich den festen Boden erreicht."
Gerhart Hauptmann war ein renommierter deutscher Schriftsteller und Dramatiker, der am 15. November 1862 in Obersalzbrunn, Schlesien (heute Polen), geboren wurde und am 6. Juni 1946 in Agnetendorf, Niederschlesien, verstarb. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Naturalismus in der deutschen Literatur. Hauptmann wurde in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren und erhielt eine umfangreiche Bildung. Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung studierte er zunächst Bildhauerei in Breslau (heute Wrocław) und später Philosophie und Geschichte an den Universitäten in Jena und Berlin. Während seines Studiums begann er, sich intensiv mit Literatur zu beschäftigen und eigene Werke zu schreiben. Sein literarisches Debüt hatte Hauptmann im Jahr 1889 mit dem Gedichtband "Prometheus gebunden", gefolgt von seinem ersten Drama "Vor Sonnenaufgang" (1889). Letzteres gilt als eines seiner bekanntesten Werke und brachte ihm große Anerkennung ein. Hauptmanns Stücke zeichneten sich durch ihre realistische Darstellung des Lebens und der sozialen Verhältnisse aus, wobei er häufig sozialkritische Themen wie Armut, soziale Ungerechtigkeit und den Kampf der Arbeiterklasse thematisierte. Zu seinen berühmtesten Dramen gehören "Die Weber" (1892), das die Elend der schlesischen Weber thematisiert, und "Der Biberpelz" (1893), eine Komödie über die Alltagssorgen einer kleinen Angestelltenfamilie. Weitere bedeutende Werke umfassen "Hanneles Himmelreich" (1893) und "Der rote Hahn" (1901). Neben seiner Arbeit als Dramatiker schrieb Hauptmann auch Romane, Erzählungen und Novellen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist sein Roman "Bahnwärter Thiel" (1888), der von einem einfacher Bahnwärter handelt, der durch familiäre Probleme in den Wahnsinn getrieben wird. Gerhart Hauptmann erhielt im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter den Nobelpreis für Literatur im Jahr 1912. Seine Werke prägten maßgeblich die deutsche Literatur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts und sind bis heute fester Bestandteil des literarischen Kanons. Gerhart Hauptmann verstarb am 6. Juni 1946 in Agnetendorf. Sein literarisches Erbe und sein Einfluss auf die deutsche Literatur bleiben jedoch unvergessen.