Auszug: "An einem Sonntag war's, ein herrlicher Sommermorgen. Goldig flammte es am azurnen Firmament, in seltener Reinheit traten die Zacken und Schrofen und Schründe des zerklüfteten wilden Wettersteins hervor, duftig zeigte die majestätische Zugspitze den Weg zum Äther. Der Schorschl war spät heim'kommen aus dem oberen Revier, aber der junge frische Morgen trieb ihn früh wieder heraus, die Sonn' darf ja keinen richtigen Jägersmann im Bett überraschen. Eine Zeitlang putzte der Schorschl sein Schießzeug und richtete Patronen zurecht, dann ward sein Sonntagsstaat gemustert, die grün gestickte lederne Kniehose, die graugrünen Boanhöseln (Kniestrümpfe), das jaagerische »Giletwestlleibl« und der Lodenrock mit grünem Passepoil und großen Hirschhornknöpfen. Wie schmuck der Bursch im Jaagerg'wandl aussieht! Ein feuerrotes Halstüchl steckt er unter den weißen Hemdkragen, dann setzt er sein Jagdhütel mit dem halben Spielhahnstoß auf das blonde Haar. So, jetzt ist er sauber g'nug zum Kirchgang."
Arthur Achleitner (* 16. August 1858 in Straubing; † 29. September 1927 in München) war ein deutscher Schriftsteller. Achleitner war der Sohn des Straubinger Stadtpfarrchoralisten Innozenz Achleitner. Dieser schickte seinen Sohn sehr früh aufs örtliche Gymnasium und auf die Universität in Salzburg, um ihm ein Lehramts-Studium zu ermöglichen. Nach dem Tod des Vaters brach Achleitner sein Studium sofort ab und bereiste fast ganz Europa. Von seiner ersten Reise entlang Rhein und Donau bis fast ans Schwarze Meer berichtete er in spannend geschriebenen Feuilletons mehrerer großer Zeitungen. So finanzierte er nicht nur die Reise, sondern fand auch zur Schriftstellerei. Auf diese Weise auf ihn aufmerksam geworden, bot ihm um 1878 die Süddeutsche Presse in München eine Tätigkeit als Redakteur an. Achleitner bekleidete diese Stelle, bis die SP ihr Erscheinen einstellte. Ab dann lebte er in München als freier Schriftsteller.