This image is the cover for the book Gegen den Strom, Classics To Go

Gegen den Strom, Classics To Go

Auszug: "Es war zu Anfang der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts. Am Nachmittag eines heiteren Apriltages fuhr der alte gelbangestrichene Omnibus des Gasthofs »Zum blauen Engel« von dem Stationshäuschen der Lokalbahn nach der kleinen Stadt Windheim, die in einer weitgedehnten Tiefebene seit Menschengedenken weltentrückt sich eines idyllischen Daseins erfreute. Ein breiter Chausseedamm, über dem Moor und Heideland etwas erhöht, mit Pappeln und Ebereschen eingesäumt, verband das Bahnhöfchen mit der Stadt, die etwa zehn Minuten entfernt lag. Es war nicht ratsam erschienen, mit der Bahn näher heranzurücken, da der Grund weit umher sumpfig war und durch Überschwemmungen zuweilen völlig unter Wasser gesetzt wurde. Denn an der Ostseite, nah am Mauerring, strömte ein ziemlich breiter Fluß von Norden her an dem alten Nest vorbei. Nach der Stadtseite wurde seinem Übertreten durch einen ziemlich hohen Uferdamm gewehrt, während rechtshin die Wiesen ohne einen solchen Schutz bis an den Fluß herantraten. Nur krüppelhafte Weiden bildeten hier eine Art Brustwehr, und stellenweise hatte man, wo es am dringlichsten war, die Lücken zwischen ihnen mit Faschinengeflecht notdürftig ausgefüllt."

Paul Heyse

Paul Heyse war ein deutscher Schriftsteller, der am 15. März 1830 in Berlin geboren wurde und am 2. April 1914 in München starb. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts und erhielt im Jahr 1910 den Nobelpreis für Literatur. Heyse wurde in eine wohlhabende Familie hineingeboren und erhielt eine umfassende Bildung. Er studierte zunächst Jura in Berlin, wandte sich jedoch schnell der Literatur zu. Schon früh begann er Gedichte und Novellen zu veröffentlichen und wurde in den literarischen Kreisen seiner Zeit bekannt. Heyse schrieb in verschiedenen Genres, darunter Romane, Novellen, Dramen und Gedichte. Seine Werke zeichnen sich durch einen eleganten Stil, eine präzise Beobachtungsgabe und eine feine psychologische Darstellung aus. Er war ein Vertreter des poetischen Realismus und des Bürgerlichen Realismus. Besonders bekannt wurde Heyse für seine Novellensammlungen, in denen er das Leben der einfachen Menschen einfühlsam und realistisch darstellte. Einige seiner bekanntesten Werke sind "L'Arrabbiata", "Kinder der Welt" und "Im Paradiese". Er war auch als Übersetzer tätig und übertrug unter anderem Werke von Dante, Cervantes und Shakespeare ins Deutsche. Heyse war ein angesehener Schriftsteller seiner Zeit und wurde vielfach ausgezeichnet. Neben dem Nobelpreis erhielt er auch den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste sowie den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst. Paul Heyse verbrachte einen Großteil seines Lebens in München, wo er an der Ludwig-Maximilians-Universität lehrte. Er war mit vielen bedeutenden Künstlern und Schriftstellern seiner Zeit befreundet, darunter Theodor Fontane und Gottfried Keller. Mit dem Aufkommen des Naturalismus geriet Heyse jedoch in literarische Konflikte und geriet in den Schatten anderer Autoren. Dennoch hinterließ er ein umfangreiches literarisches Werk, das seinen Platz in der deutschen Literaturgeschichte sicher hat.

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